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Der Sozialraum Bilderstöckchen

Das nördliche Bilderstöckchen liegt wie eine kleine Insel im Nordwesten Kölns.

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Der Sozialraum Bilderstöckchen

1.  Erscheinungsbild des Sozialraumes Köln-Bilderstöckchen

Der Sozialraum Köln-Bilderstöckchen ist ein Stadtteil im Kölner Norden, der sich erst nach dem Krieg entwickelt hat. Ein historisches, gemeinsames Zentrum ist nicht vorhanden. Der Stadtteil wird umschlossen durch die Stadtautobahn, Bundesbahnanlage und das Industriegebiet. Der „Gürtel“, eine vierspurige Straße, teilt den Stadtteil in zwei Teile.

Bilderstöckchen erlebt seit einigen Jahren einen strukturellen Wandel. Waren früher zwei Obdachlosensiedlungen, eine hohe Arbeitslosigkeit und sozialer Wohnungsbau vorherrschend, zieht es heute immer mehr junge Familien aus anderen Stadtteilen nach Bilderstöckchen, wo Wohnraum in den letzten Jahren noch bezahlbar war. Die Mischung mit Menschen aus verschiedenen Nationen und unterschiedlichen sozialen Schichten macht das Leben im Stadtteil aus. In dem 3,8qkm großen Stadtteil lebten am 31. Dezember 2020 circa 16.000 Menschen.

Der Sozialraum Bilderstöckchen ist ein Mischgebiet aus Mehrfamilienhäusern und Reiheneinfamilienhäusern. Die Bewohner der Mehrfamilienhäuser können in ihrem Wohnniveau teilweise als sozial bedürftig benannt werden. Diese soziale Lage verschärft sich durch mehrere Hochhäuser – von bis zu 50 Wohnparteien –, in denen sich soziale Missstände anhäufen.

In einem dieser Gebäudekomplexe findet eine Kernsanierung statt (Stand: Oktober 2023). Das bedeutet für einige dort ansässigen Familien eine vorübergehende Umsiedlung, bis ihre ursprünglichen Wohnungen wieder bezugsfertig sind. Die Umsiedlung kann auch einen vorübergehenden Umzug aus dem Stadtteil bedeuten, was wiederum Konsequenzen für soziale Anbindungen wie Kita, Schule etc. hat.

Auf der Fläche der Häuser, in denen früher belgische Soldaten stationiert waren (Nähe Hauptschule Reutlinger Straße) ist neuer hochwertiger Wohnraum entstanden. Die Bebauung wurde in den letzten Jahren noch weiter verdichtet.

Innerhalb des Sozialraums gibt zwei gibt es zwei Gebiete mit besonderem Entwicklungsbedarf (kein Mietvertrag/Nutzungsvereinbarungen mit der Stadt Köln). In einem davon befindet sich das Familienzentrum Longericher Straße. In dem anderen Gebiet befindet sich die Integrative Tageseinrichtung für Kinder Am Bilderstöckchen in einem Neubau mit sozialem Wohnungsbau. Die Tageseinrichtung Neue Kempener Straße ist 2006 aus den Übergangshäusern in ein Neubaukomplex umgezogen. Dies hat auch Auswirkungen auf die Klientel der Einrichtung: Die Einrichtung ist angrenzend an dem Neubaugebiet Lokomotivstraße, einer „Autofreien Siedlung“, in der viele gut situierte Mittelschichtsfamilien leben. Auf der anderen Seite angrenzend befindet sich die Etzelstraße, mit mehreren Hochhauskomplexen und sich anhäufenden, sozialen Missständen.

Zu dem dichtbesiedelten Wohngebiet gehören Grünflächen von insgesamt 13 %. Darunter befindet sich der großflächig konzipierte Blücherpark mit Teich zum Kahnfahren, Liege- und Spielwiesen und Kleingartenanlagen.

2018 wurde ein Klimapark mit mehr als 60 Obstbäumen, Bienenstöcken und Insektenhotels fertiggestellt. Beide Flächen haben einen hohen Freizeitwert und werden generationsübergreifend gerne und viel genutzt. Hier befindet sich auch der einzige inklusive Spielplatz Kölns.

Die Wohnungsmarktsituation für günstige Wohnungen ist mittlerweile auch in diesem Sozialraum angespannt. Es fehlen vor allem nach wie vor bezahlbare große Wohnungen für Familien.

Das allgemeine Sozialraumbild gestaltet sich entsprechend der oben genannten zu definierenden Bebauungsinseln. In den durch Eigentum geprägten Inseln, ist die Pflege von Haus und Garten gut sichtbar und abzulesen. In den Mehrfamilien- und Hochhäusern im nördlichen Stadtteil trifft man häufig auf desolate Flure, Hauseingänge und vernachlässigte Grünflächen.

Der Sozialraum ist ein Stadtteil mit Erneuerungsbedarf. Jeder Einwohner hat im Durchschnitt eine Wohnfläche von 32 qm pro Einwohner

2. Angebote im Sozialraum Köln-Bilderstöckchen

Im Sozialraum Bilderstöckchen sind alle für den täglichen Bedarf notwendigen Waren erhältlich. Discounter sind fußläufig für die Anwohner zu erreichen. Es gibt keinen Ortsmetzger und keinen Bekleidungsladen. Es gibt zwei Pizzerien, ein Eiscafé, zwei Bäckereien mit angeschlossenem Café, einen türkischen Supermarkt, eine Lebensmittelausgabe, mehrere Fast-Food-Angebote und sogenannte „Büdchen“. Die Schließung der ortansässigen Sparkasse sorgt bis heute für viel Unmut bei den Bewohnern*innen. Es wurde ein sogenannter „Sparkassenbus“ eingerichtet der wöchentlich den Bewohner*innen den Weg zur nächsten Filiale ersetzt. Im Bereich der Tageseinrichtung Neue Kempener Straße gibt es eine außerdem zwei weitere Discounter, eine Apotheke ein Friseur, ein Gasthaus und ein Zahnarzt. Im Sozialraum gibt es darüber hinaus ausreichend Kindertageseinrichtungen, die Schulen sind für alle Kinder und Jugendliche fußläufig erreichbar.

Das Dreikönigsgymnasium wurde 1450 gegründet und ist damit die älteste Schule Kölns für 720 Schülerinnen und Schüler. Seit 2021 wurde das Gymnasium vorübergehend in den Blücherpark umgesiedelt, weil das eigentliche Hauptgebäude an der Escher Straße kernsaniert wird. Die Baumaßnahmen für die Umsiedlung des Schulkomplexes begannen bereits 2019. Dadurch reduziert sich der Anteil der zur Verfügung stehenden Grünfläche entsprechend.
Angrenzend an die Tageseinrichtung Neue Kempener Straße befindet sich das St. Vinzenz Krankenhaus. Ein ausreichendes allgemeines medizinisches Versorgungsangebot wie Allgemeinmedizinische Ärzte etc. ist nicht gegeben, es kann von einem Versorgungsengpass gesprochen werden. So wäre zum Beispiel die einzige Kinderärztin im Stadtteil für ca. 3.000 Kinder zuständig. Die einzige logopädische Praxis hat seit 2023 geschlossen. Familien sind dadurch gezwungen, für medizinische und therapeutische Behandlungen, auf andere, teilweise weit entfernte, Stadtteile auszuweichen, da das therapeutische Angebot im Familienzentrum Bilderstöckchen begrenzt ist.

Die größeren angrenzenden Stadtteile und auch das Zentrum von Köln sind durch den Öffentlichen Personen Nahverkehr sehr gut erreichbar. Die Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche im Sinne der öffentlichen Spiel- und Freiflächen sind ausreichend – wenn sie sich in benutzbarem Zustand befinden. Es gibt drei Bolzplätze für alle Kinder und Jugendlichen.

Der Stadtteil verfügt über keinen eigenen Sportverein. Verschiedene angrenzende Sportvereine bieten unterschiedliche Sportangebote in Turnhallen der Schulen oder in den Räumen des Familienzentrums Bilderstöckchen an. Die Versorgung der Jugendlichen, durch aktuell drei Jugendeinrichtungen und einem Jugendbüro, ist ausreichend. Zwei Pfarrbüchereichen werden von den Anwohnern*innen und Tageseinrichtungen regelmäßig besucht. Angrenzend zur Tageseinrichtung Neue Kempener Straße befindet sich das „Nippeser Tälchen“, das sich durch einen hohen Freizeitwert auszeichnet. Hier befindet sich das Bürgerzentrum Alteberger Hof mit vielfältigen kulturellen Angeboten und einem großen Wasserspielplatz. In den Schulferien werden hier regelmäßig Ferienprogramme angeboten.

Eine weitere Institution, die in Bilderstöckchen ansässig ist, heißt Kellerladen e.V. – Initiative für gemeinsame Arbeit. Er befasst sich unter anderem mit den Schwerpunkten Beratungsangebote für Familien mit sozialen Schwierigkeiten, Beratung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen und Lebensmittelausgaben für bedürftige Menschen im Stadtteil, mit Unterstützung der Kölner Tafel.

Im Stadtteil gibt es vier Grundschulen mit offener Ganztagsbetreuung. Die Nachfrage nach der Nachmittagsbetreuung in den Schulen ist zurzeit noch größer als das vorhandene Platzangebot. Von den vier Grundschulen liegt eine im südlichen und drei im nördlichen Stadtteil. Die städt. Grundschule ist zudem auch die einzige, bilinguale (türkische) Grundschule in Köln. Der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz ab 2026/2027 wird die Situation zusätzlich verschärfen.

Im Quartier Bilderstöckchen gibt es neun Tageseinrichtungen für Kinder, vier im südlichen und sechs im nördlichen Bilderstöckchen.

3. Leben im Sozialraum

Auch das soziale Leben im Bilderstöckchen zeigt sich vielfältig. Drei Kirchengemeinden (katholisch, evangelisch, freikirchlich) und weitere Gruppierungen von Menschen aus verschiedenen Nationen und mit unterschiedlichen Religionen prägen das Leben im Stadtteil.

Neben jungen Familien und vielen Alleinerziehenden gibt es einige Großfamilien mit ausgeprägtem Familienzusammenhalt. Nicht zu vergessen ist der Karnevalsverein im Stadtteil. Ein Bürgerverein setzt sich für die Belange des Viertels ein. Ortsverbände verschiedener Parteien sind im Sozialraum angesiedelt. Eine über die Statteilgrenzen hinaus bekannte Initiative „Kellerladen e.V.“ ist in einem Wohnquartier seit Jahrzehnten angesiedelt und sozial engagiert. Zukünftig wird der Kellerladen e.V. neue Räumlichkeiten im Stadtteil beziehen.

Die Polizei zeigt Präsenz im gesamten Viertel, wobei sich die wiederkehrenden, konkreten Einsatzrufe in den oben beschriebenen Sozialraum häufen. Zu bemerken sind immer wieder Konflikte zwischen rivalisierenden Jugendbanden an deren informellen Treffpunkten, wie Bushaltestellen, Unterführungen, etc.

Die angesiedelte U-Bahnhaltestelle muss trotz Bemühungen zur Verschönerung und Befestigung von Spiegeln nach wie vor als „Angstraum“ für viele bezeichnet werden. Auch zwischen Anwohnern und Jugendlichen ist ein gewisses Konfliktpotenzial zu beobachten. Streitigkeiten unter Nachbarn enden nicht selten vor Gericht.

Seit 1987 haben sich alle sozialen Institutionen zu einem gut funktionierenden Arbeitskreis, der „Bilderstöckchenkonferenz“, zusammengeschlossen. Hier wird sich ausgetauscht, Stadtteilbelange angesprochen, Bedarfe ermittelt und sich vernetzt.

Mit Beschluss des Rates der Stadt Köln vom 12. Dezember 2019 wird das städtische Programm „Lebenswerte Veedel“ von bisher 11 auf 15 Sozialräume ausgeweitet.

In den Tageseinrichtungen des Familienzentrums Bilderstöckchen und des Familienzentrums Bilderstöckchen wurden bis zum 31.07.23 insgesamt 178 Kinder betreut. Davon weisen 116 einen Migrationshintergrund auf. Das entspricht einer Summe von 65,2 %, die aus 25 Nationen stammen. (Erhebungsdatum 02/2023) Fast die Hälfte der Kinder stammt aus Familien mit drei und mehr Kindern.

Im Stadtteil Bilderstöckchen stellt Armut eine große Rolle dar.

Alle Sozialraumdaten sind von Dezember 2020.
Alle Einrichtungs- und Familienzentrumsspezifischen Daten wurden im Februar 2023 erhoben
Weitere Sozialraumdaten finden Sie unter www.bilderstoeckchen.srk.koeln.

© Familienzentrum Longericher Straße

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